Superbike: Reiterberger mit sieben Siegen aus acht Rennen
39 Piloten standen beim Rennen der Superbike- und Superstock 1000-Klasse auf dem Nürburgring am Start, auf der Pole Markus Reiterberger (Van Zon-Remeha-BMW). Gleich in der ersten Kurve rumpelte es: Superstock-Pilot Dominik Vincon bremste zu spät und touchierte Reiterbergers Teamkollegen Bastien Mackels. Beide stürzten. Vincon konnte weiterfahren, für Mackels war das Rennen gelaufen. Zwar zog sich der Belgier, der 2014 die Superstock 1000-Wertung gewann, keine Verletzungen zu. Doch die Enttäuschung war groß, da Mackels nach einer langen verletzungsbedingten Pause zum ersten Mal wieder im Renngeschehen mitmischte. Reiterberger fuhr gleich in der ersten Runde vorne weg, gefolgt von Max Neukirchner (Team Yamaha MGM) und Lorenzo Lanzi (3C-Racing Team). Der Italiener konnte am Spitzenduo nicht konstant dranbleiben und wurde zudem noch von Teamkollege Xavi Forés überholt. Während Reiterberger sich vorne absetzte, lieferten sich Neukirchner und Forés einen Kampf um Platz zwei. Drei Runden vor Schluss stürzte Neukirchner per Highsider und brach sich den Oberschenkelhals. Reiterberger fuhr das Rennen sicher zu Ende, Zweiter wurde Forés mit deutlichem Abstand zu Lanzi.
Im zweiten Rennen starteten die Ducati-Piloten Forés und Lanzi wie Raketen. Forés führte das Feld in die erste Runde, gefolgt von Lanzi und Reiterberger. In der zweiten Runde überholte Reiterberger Lanzi und startete die Verfolgungsjagd auf Forés. Bastien Mackels kam beim Start an Damian Cudlin (Team Yamaha MGM) vorbei und ging auf Position vier. Während sich das Führungsduo Forés und Reiterberger bald absetzen konnte, hängten sich Mackels und Cudlin an Lanzi dran und fighteten um die dritte Position. In der achten Runde ging Reiterberger an Forés vorbei und blieb vorne. Das Ergebnis identisch zum ersten Rennen: Reiterberger vor Forés und Lanzi.
Am Dienstag geht es für Reiterberger mit einer Wild Card zum Superbike-WM-Lauf nach Misano. Wiederum zwei Wochen später muss der Überflieger bei der SUPERBIKE*IDM am Hungaroring im Rahmen der Balance of Performance weitere zwei Kilo Handicap zuladen.
Gesamtstand: Reiterberger (195), Forés (140), Lanzi (115)


Reiterberger: „Der Druck war im zweiten Rennen nicht so groß wie im ersten, weil Forés auch mal eine Zeit vor mir war. Sonst fuhr ich ja meistens nur gegen die Tafel. Jetzt kommen weitere zwei Kilos drauf und vielleicht kriegen wir dann bald auch noch das letzte dazu.“
Forés: „Es fühlt sich an, als hätte die Saison erst jetzt für mich begonnen. Ich bin Reiti und einem möglichen Sieg an diesem Wochenende viel näher gekommen und fühle mich auch wohler auf dem Bike.“
Lanzi: „Ich hatte viel zu wenig Grip auf der Strecke. Aber unabhängig davon kann ich mich mit dritten Plätzen nicht zufrieden geben. Ich will mehr.“

Superstock 1000: Erster Sieg für Marvin Fritz, fünfter Sieg für Mathieu Gines
Als nach dem Sturz in der ersten Kurve des Rennens auf der Strecke ein Riesentumult herrschte, blieb Mathieu Gines (Langenscheidt Racing by Fast Bike Service) von den Geschehnissen weitgehend unberührt. Genügend Platz, an der Karambolage vorbeizufahren, hatte auch Marvin Fritz. Der Vorjahressieger der Klasse Supersport 600 nutzte seinen perfekten Start und fuhr von der siebten Startposition vor auf die Zwei. In Runde sechs war für Gines nach einem Sturz Schluss. Warum er gestürzt war, konnte der Leader im Gesamtranking später selbst nicht sagen. Der Weg war geebnet für Marvin Fritz. Dahinter kamen Roman Stamm (Kawasaki Schnock Team Motorex), Lukas Trautmann (Freudenberg Racing Team) und Pepijn Bijsterbosch (Van Zon-Remeha BMW). Als auch Trautmann in der 14. Runde zu Boden ging, war Bijsterbosch nur etwa zehn Meter hinter ihm. Der Niederländer wich geschickt aus und nutzte die Chance auf seinen ersten Podiumsplatz in der Klasse Superstock 1000. Fritz gewann mit einem satten Vorsprung von über acht Sekunden vor Stamm und Bijsterbosch.
Im zweiten Durchgang erwischte Lukas Trautmann den besten Start und setzte sich an Position eins. Mathieu Gines folgte auf der Zwei, dahinter Roman Stamm. Doch schon in der zweiten Runde ging Gines an Trautmann vorbei. Der musste sich auch bald gegen Stamm und Dominik Vincon (BMW Stilgenbauer) geschlagen geben und fiel im weiteren Rennverlauf aufgrund von Problemen mit der Elektronik auf den zehnten Platz zurück. Zwischen Stamm und Superbiker Matej Smrz ging es richtig zur Sache. Die beiden kämpften hartnäckig, wenn auch außerhalb der Wertung, um die bessere Position. Vincon schaute sich das Ganze von hinten an und als Stamm einmal zu weit ging, schlüpfte Vincon innen durch und fuhr den zweiten Platz hinter Gines und vor Stamm ins Ziel.
Gesamtstand: Gines (165), Stamm (146), Fritz (93)

Gines: „Ich kann mir selbst nicht erklären, warum ich im ersten Rennen gestürzt bin. Ich bin zum ersten Mal auf dem Nürburgring gefahren und vielleicht habe ich einen kleinen Fehler gemacht. Im zweiten Rennen wollte ich dann auf Sicherheit fahren, weil ich mir nicht zwei Stürze an einem Tag erlauben kann. Als ich dann aber vorne war, wollte ich auch dort bleiben und habe Gas gegeben.“
Stamm: „Ich konnte kein bisschen schneller fahren. Wir kämpfen immer noch mit den gleichen Problemen. Aber es ist in dieser Saison trotzdem noch alles drin.“
Fritz: „Ich habe gemerkt, dass ich heute vorne mitfahren kann, aber an einen Sieg hätte ich wirklich nicht gedacht.“

Supersport 600: Siege für Stange und Lauslehto
Christian Stange (HPC-Power Suzuki Racing) traf im ersten Rennen nach eigener Angabe eine „radikale Reifenwahl“ und startete von der dritten Position. Vor ihm Pole-Setter Jan Bühn (Team Räth-Romero-Yamaha) und Tatu Lauslehto (Team Suzuki Stoneline-Mayer). Am derzeitigen Leader im Gesamtranking Lauslehto konnte Stange gleich in der ersten Runde vorbeigehen, Christian von Gunten (Kawasaki Schnock Team Motorex) tat es ihm gleich. In der zweiten Runde überholte Stange auch Bühn und ging in Führung. Lauslehto verlor zwischenzeitlich einen weiteren Platz an von Guntens Teamkollege Jasha Huber, der sich auf Position vier festsetzte. In der siebten Runde ging von Gunten zu Boden und brach sich das Schlüsselbein. Vorne versuchte Bühn, an Stange dranzubleiben. Doch drei Runden vor Schluss warf ihn ein angedeuteter Highsider ohne Sturz zurück. Dies bescherte Stange endgültig den Rennsieg vor Bühn und Huber.
Im zweiten Rennen führte Stange das Feld in die erste Kurve. Auch Sarah Heide (Team Suzuki Laux ADAC Sachsen) glückte der Start, sie fuhr von sechs auf zwei vor. Dahinter reihten sich Jan Bühn (Team Räth-Romero-Yamaha), Jasha Huber (Kawasaki Schnock Team Motorex), Rafael Neuner (LSG Racing, Kawasaki) und Tatu Lauslehto (Team Suzuki Stoneline-Mayer) ein. Doch Heide konnte das Tempo nicht ganz mitgehen. Sie wurde zunächst von Bühn, später von Huber und Lauslehto überholt. Während Stange und Bühn sich einen Kampf um die Spitze lieferten, fuhr dahinter das Vierergespann Huber, Lauslehto, Heide und Neuner dicht hintereinander her. In der siebten Runde schob sich Lauslehto an Huber vorbei auf Position drei. Für Stange war der Sieg dann in der zwölften Runde gelaufen, als er das Feld nach einem Ausflug ins Kiesbett nur noch von hinten sah und schließlich als Vierzehnter ins Ziel rollte. Lauslehto zog an Bühn vorbei und übernahm die Führung. Huber klemmte sich dran, nur ein Podiumsplatz war dem Schweizer offenbar nicht genug. In der vorletzten Runde nutzte Huber die Überrundungen und ging an Bühn vorbei. Es gewann Lauslehto vor Huber, Bühn, Heide und Neuner.
Gesamtstand: Lauslehto (153), Bühn (135), Stange (130)

Lauslehto: „Ich hatte das ganze Wochenende große Probleme beim Bremsen. Aber heute hat endlich wieder alles gepasst.“
Bühn: „Das Motorrad war an diesem Wochenende perfekt auf mich eingestellt. Diego Romero und das ganze Team haben einen super Job gemacht. Zwei Runden mehr, und ich hätte Stange im ersten Rennen gehabt. Beim zweiten Rennen wählten wir etwas weichere Reifen. Ich wollte mich absetzen, aber die anderen waren zu stark.“
Stange: „Wir sind Radikalisten, d. h. wir wollen weit nach vorn, und das möglichst schnell. Deshalb mussten wir eine radikale Reifenwahl treffen. Die Mischung verrate ich aber nicht, sonst machen es die anderen nach.“

SuperNaked: Doppelsieg für Galinski
Eigentlich ist Michael Galinski kein Sonntagsfahrer. Der Chef von Team Yamaha MGM fährt in der Klasse SuperNaked eigentlich nur die Samstagsrennen. Am Sonntag kümmert er sich dann um seine Piloten Max Neukirchner und Damian Cudlin. Nach seinem Sieg im ersten Rennen kündigte Galinski aber an, auch im Rennen am Sonntag teilzunehmen. „Das macht wirklich Spaß. Wir sind leider zu wenige Fahrer, aber es gibt viele Interessierte. Ich glaube, für nächste Saison kann das richtig was werden“, sagte Galinski. Solange misst sich der Routinier mit Kjel Karthin (Team KARTHIN MSB Suzuki). Die beiden machen den Sieger meist unter sich aus. Im ersten Rennen führte Karthin, Galinski klebte ihm am Heck und ließ nicht locker. In der fünften Runde stürzte Karthin und musste Galinski den Vortritt lassen. Karthin schwang sich unverletzt wieder auf sein Bike und preschte dem Feld hinterher. Er kam schließlich als Dritter ins Ziel, hinter Michael Galinski und Yamaha-Pilot Frank Behrje. „Der alte Mann hat von hinten richtig Druck gemacht“, witzelte Karthin später und klopfte Galinski anerkennend auf die Schulter. „In einem Anflug von Wahnsinn dachte ich, ich sitze auf einer 600er und plötzlich wurde ich ausgehebelt“, erklärt er den Sturzhergang. Frank Behrje schnitt zum ersten Mal in dieser Saison besser ab als Karthin. „Ich habe Kjel schon wieder von hinten ankommen gehört und dachte nur: Bitte Herr, lass ihn nicht an mir vorbeiziehen.“
Im zweiten Rennen konnte Karthin den besseren Startplatz nicht nutzen. Galinski ging gleich zu Beginn des Rennens an ihm vorbei. Doch geschlagen gab sich der 26-Jährige nicht. In der dritten Runde erkämpfte er sich die Führung zurück. Fortan fuhren die beiden SuperNaked-Piloten mit einem Abstand von etwa 0,2 Sekunden dicht hintereinander her. Dahinter verlor Frank Behrje mehr und mehr den Anschluss. In der zehnten Runde legte sich Galinski auf die Lauer – eine Runde später schnappte der Routinier zu, ging an Karthin vorbei und fuhr auf den letzten eineinhalb Runden den Sieg ins Ziel. „Es war wie immer: Ich der Alte, Kjel der Champ“, sagte Galinski. „Ich bin lange hinterhergefahren. Sonst klebt er mir am Hintern, das macht mich nervös. Aber mein Moped ist schneller. Und in der letzten Runde kann man mich nicht überholen.“

Moto3-Siege für Geitner und Soppe
Von der Pole-Position startete Ernst Dubbink (Ernst Dubbink Racing Team) ins zweite Saisonrennen der Moto3-Klasse. Auf ihn folgte mit Jonas Geitner (Freudenberg Racing Team) ein weiterer Pilot der GP-Wertung. Den besten Startplatz der Standardwertung hatte der Niederländer Walid Soppe (eveno Racing) inne, vor Tim Georgi (Freudenberg Racing Team) und Leon Czichos. Gleich in der ersten Runde ging Czichos zu Boden, kam aber ohne Verletzung davon. Aus der ersten Runde kam Jonas Geitner als Erster zurück. Matthias Meggle blieb an seinem Teamkollegen Georgi dran. Zwei Runden später startete Georgi einen Angriff auf Soppe und ging an ihm vorbei. Soppe eroberte sich seine Position jedoch kurz darauf zurück. Philipp Freitag (F. Koch Rennsport & Hannes Allwardt) kämpfte sich kontinuierlich im Feld voran bis auf Position vier der Standardwertung. In der zwölften Runde ging Dubbink in Führung, nur um diese eine Runde später wieder an Geitner abzugeben. Soppe gab Georgi keine Chance, an ihm vorbeizukommen. Nach 17 Runden gewann Geitner vor Dubbink. Platz drei und somit Platz eins in der Standardwertung ging an Soppe. Auf ihn folgten Georgi, Meggle und Freitag.
Gesamtstand Moto3 GP: Geitner (50), Kroeze (20), Dubbink (20)
Gesamtstand Moto3 Standard: Georgi (45), Meggle (36), Freitag (29)

Sidecar-Sieg für Streuer/Koertz – 25 Punkte für Kretzer/Lehnertz
Es war das größte Starterfeld der Sidecars seit langer Zeit: Auf dem Grid am Nürburgring positionierten sich 27 Gespanne. Neben den regulären Teilnehmern der SUPERBIKE*IDM waren Gäste der holländischen Meisterschaft und das WM-Gespann Bennie Streuer und Geert Koerts aus den Niederlanden dabei. Von der Pole-Position starteten die Local Heros André Kretzer und Jens Lehnertz (MSC Freier Grund e.V. im ADAC, F1 LCR). Dennoch setzten sich Streuer/Koerts direkt an die Spitze und führten das Feld in die erste Kurve. Kretzer/Lehnertz bekamen dagegen erst einmal von Uwe Gürck und Manfred Wechselberger (Polizei Sport Verein Wels Gürck Racing, BMW LCR) von hinten Druck. Die Routiniers führen die Gesamtwertung seit Saisonbeginn an und lieferten sich wie schon im belgischen Zolder erneut einen harten Kampf mit Kretzer/Lehnertz. Immer wieder wechselten die beiden Teams die Position, so richtig nachgeben wollte keiner. Drei Runden vor Schluss hatten Gürck/Wechselberger einen leichten Dreher und mussten über die Wiese. Kretzer/Lehnertz nutzten die Chance und zogen davon. Streuer/Koerts sicherten sich einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Da diese als Gaststarter unterwegs waren, gingen 25 Punkte an die Zweitplatzierten Kretzer/Lehnertz. Gürck/Wechselberger kamen als Dritte ins Ziel, gefolgt von Mike Roscher und Anna Burkard (RSC Roscher/Burkhard). Der amtierende Meister Josef Sattler (Sattler Motorsport, LCR Suzuki) und Beifahrer Uwe Neubert mussten das Rennen aufgrund eines technischen Defekts in der vierten Runde beenden.
Gesamtstand: Gürck/Wechselberger (65), Kretzer/Lehnertz (50), Roscher/Burkard (46)

Gürck: „Beim Warm-up am Morgen hatten wir einen kapitalen Motorschaden. Peter Heine hat alles gegeben und den ganzen Tag gewerkelt, damit wir im Rennen starten können. Das hat sich rentiert. Es war mal wieder ein geiles Rennen und es ging trotz der vielen Gespanne auf der Strecke sehr fair zu.“
Kretzer: „Das hat Spaß gemacht. Wir hatten schöne Kämpfe. Nur ist mir dreimal das Motorrad ausgegangen, immer an der gleichen Stelle. Da ist ein leichter Hügel in der Fahrbahn und beim Aufsetzen wurde der Notaus-Schalter aktiviert. Das müssen wir ändern.“

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Text und Foto: SUPERBIKE*IDM